Wenn Sie lachen, husten oder Sport treiben, läuft Wasser aus? Sie sind nicht allein.
Wenn Sie sich schon einmal dabei ertappt haben, dass Sie vor einem Nieser die Beine übereinander schlagen oder unerwartet zur Toilette eilen, haben Sie sich vielleicht gefragt : „Gehört das einfach zum Älterwerden? Nach einer Entbindung? Muss ich damit leben?“
Die Wahrheit ist, dass Harninkontinenz häufig vorkommt, aber sie ist nicht normal – und sie ist durchaus ohne Operation behandelbar.
Wenn Sie es leid sind, sich über undichte Stellen Gedanken zu machen oder Ihren Tag um die nächstgelegene Toilette herum zu planen, ist diese Information für Sie.

🔹 Was ist die Ursache für Harninkontinenz?
Harninkontinenz (UI) tritt auf, wenn die Blase und die Beckenbodenmuskeln nicht richtig zusammenarbeiten. Es gibt verschiedene Arten, die jeweils unterschiedliche Ursachen haben:
Stress-Inkontinenz: Die häufigste Form, die auftritt, wenn Druck (durch Niesen, Lachen, Laufen oder Springen) Urinverluste verursacht. Sie tritt auf, wenn die Beckenbodenmuskulatur und der Schließmuskel der Harnröhre geschwächt sind, oft aufgrund von Geburten, Alterung oder hormonellen Veränderungen (Dumoulin et al., 2018).
Dranginkontinenz (überaktive Blase): Ein plötzlicher, starker Harndrang, manchmal gefolgt von Harnverlust, bevor Sie die Toilette erreichen. Sie steht oft im Zusammenhang mit einer Nervenfunktionsstörung, einer Blasenreizung oder einem überaktiven Detrusormuskel (Abrams et al., 2017).
Gemischte Inkontinenz: Eine Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz, was bedeutet, dass sowohl schwache Muskeln als auch eine Überaktivität der Blase beteiligt sind.
Überlauf-Inkontinenz: Tritt auf, wenn sich die Blase nicht vollständig entleert, was zu ständigem Nachtröpfeln führt. Dies kann auf eine Nervenschädigung, einen Beckenorganprolaps oder postoperative Auswirkungen zurückzuführen sein (Hay-Smith et al., 2019).

🔹 Kann Inkontinenz ohne Operation behandelt werden?
Ja! Die Forschung zeigt immer wieder, dass nicht-chirurgische Behandlungen sehr wirksam sind, vor allem wenn sie frühzeitig begonnen werden. Der Schlüssel liegt darin, die richtigen Muskeln zu stärken, die Blasenfunktion neu zu trainieren und Gewohnheiten zu ändern, die das Problem möglicherweise verschlimmern.
Beckenbodenmuskeltraining (PFMT): Oft als Kegel-Übungen bezeichnet, geht es dabei um die Stärkung der Muskeln, die die Blase und die Harnröhre stützen. Studien zeigen, dass konsequentes PFMT den Harnverlust um bis zu 70% reduzieren kann (Dumoulin et al., 2018).
Blasentraining und Strategien zur Unterdrückung des Harndrangs: Diese Techniken helfen, die Zeit zwischen den Toilettengängen zu verlängern und trainieren Ihre Blase darauf, den Urin länger ohne Drang zu halten.
Neuromodulation und elektrische Stimulation: Bestimmte Fälle von Inkontinenz verbessern sich durch sanfte Nervenstimulation, damit Blase und Beckenboden wieder zusammenarbeiten (Alvarez-Bueno et al., 2017).
Ändern Sie Ihren Lebensstil: Die Reduzierung von Koffein, Alkohol und kohlensäurehaltigen Getränken kann die Reizung der Blase verringern. Gewichtsmanagement und Trinkgewohnheiten spielen ebenfalls eine Rolle für die Gesundheit der Blase.
Manuelle Therapie & Biofeedback: Bei manchen Frauen sind die Beckenmuskeln nicht zu schwach, sondern zu fest, was zu Koordinationsproblemen führt. Ein Beckenphysiotherapeut kann mit manuellenTechniken oder Biofeedback die Muskelfunktion wieder trainieren.

🔹 Wann sollten Sie Hilfe in Anspruch nehmen?
Wenn Sie…
✔ Sie verlieren Urin, wenn Sie lachen, niesen oder sich bewegen.
✔ Sie haben das Gefühl, dass Sie immer gehen müssen, sogar direkt nach dem Toilettengang.
✔ Wachen Sie mehrmals in der Nacht auf, um zu urinieren.
✔ Spüren Sie Druck oder Schwere in der Beckengegend.
✔ Vermeiden Sie bestimmte Aktivitäten aus Angst vor dem Auslaufen.
…dann kann eine Physiotherapie des Beckens wahrscheinlich helfen.

🔹 Letzte Überlegungen: Blasenlecks sind behandelbar
Harninkontinenz muss Ihr Leben nicht beherrschen. Es gibt Lösungen, und sie funktionieren. Wenn Sie Hilfe suchen, geht es nicht darum, „einfach damit fertig zu werden“ – es geht darum, das Vertrauen in Ihren Körper, die Kontrolle und das Wohlbefinden wiederherzustellen.
Sie verdienen es, zu lachen, zu rennen und ohne Angst vor Lecks zu leben.

Referenzen:
  • Abrams, P., Cardozo, L., & Wagg, A. (2017). Inkontinenz: Die internationale Konsultation über Inkontinenz. Neurourologie und Urodynamik, 36(5), 984-1000.
  • Alvarez-Bueno, C., Cavero-Redondo, I., & García-Ortiz, L. (2017). Effektivität des Beckenbodentrainings bei Harninkontinenz bei Frauen. British Journal of Sports Medicine, 51(17), 1277-1283.
  • Dumoulin, C., Cacciari, L. P., & Hay-Smith, E. J. C. (2018). Beckenbodentraining versus keine Behandlung bei Harninkontinenz bei Frauen. Cochrane Database of Systematic Reviews, 10, CD005654.
  • Hay-Smith, J., Herderschee, R., & Dumoulin, C. (2019). Beckenbodentraining bei weiblicher Harninkontinenz. American Journal of Obstetrics and Gynecology, 220(5), 37-50.